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Islamische Sekte

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Gibt es eine Tradition des religiö- sen Mordes im radikalen Islam? Das ist die zentrale Frage dieses Bu- ches, das nach zwei arabischen und einer japanischen Übersetzung voriges Jahr erstmals auf Deutsch erschien.

Der glänzende Historiker Bernard Lewis räumt mit der Legende auf, der Assassinen-Terror des Mittel- alters habe den Kreuzfahrern ge- golten. Der politische Mord war vor allem eine Waffe der extremen Sekten gegen ihren „inneren" Feind, gegen das islamische Esta- blishment und nur am Rande kam es zu Morden an Fremden.

Die Assassinen waren eine Sekte innerhalb einer Sekte des Islams, der Schiiten. Sie wollten den reinen Gottesstaat und wer immer in ihren Augen abtrünnig war - ob Sunite oder Schute - konnte zu ihrem Todfeind werden, der getötet wer- den mußte. Von ihrer sagenhaften, schwer zu erobernden Burg Ala- mut in der an der Kaspischen See angrenzenden Provinz Dailam und von der Provinz Kuistan im Zen- trum Persiens verbreiteten sie während zwei Jahrhunderten (elf- tes und zwölftes) Angst und Schrek- ken.

Lewis stellt fest, daß die zeitge- nössischen wie auch die späteren Geschichtsschreiber, allzu einsei- tig über die Assassinen geschrieben hatten, und daß ihr Name noch um vieles schlechter war als die Wirk- lichkeit. Dennoch interessiert heu- te die Geschichte des politischen Mordes im arabischen Raum nicht wenige Menschen in West und Ost. Bei aller Verschiedenheit gibt es auch. Parallelen zu damals, zum Beispiel was die absolute Bereit- schaft des Attentäters zum Sterben - nach vollzogenem Attentat - be- trifft. Aber im Gegensatz zu heute, da Terroristen anonyme, unbekann- te Touristen töten können, kam es bei den Assassinen auf ganz kon- krete Persönlichkeiten des damali- gen politischen Establishments an.

DIE ASSASSINEN. Von Bernard Lewis. Eich- born Verlag, Frankfurt 1989.320Seiten, öS280,80.

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