(Landestheater Linz; „Romeo und Julia" von Charles Gounod) 1867 in Paris uraufgeführt und nur zwei Jahre später in Linz zu sehen, wurde dieses Werk im deutschen Sprachraum mehr oder minder vergessen. Vermutlich liegt dies an der schlechten Übersetzung, so daß für diesmal Regisseur und Dirigent die Oper neu texteten. Leider wollten aber Felix Dieckmann und Ingo Ingensand mit der Ausstatterin Eva Giesel auch anderes krampfhaft geändert haben.
Das klassische Liebesdrama spielt in der heutigen Zeit, Romeo trägt Lederhose und -krawatte, für die streitenden Familien wurden eigens Judokämpfer engagiert, die Fechtszenen werden mit Taschen-feitlri* ausgetragen und das Haus der Capulets schaut aus wie das Modell eines modernen U-Bahnhofs. Überflüssig zu sagen, daß durch die smnlose Transferierung operettenhaft-plakative Momente auftauchen, die gar nicht zu der subtil gearbeiteten Musik Gounods passen.
Ingensand zeigt mit dem Bruckner-Orchester viel Gespür für die Lyrik und Melodik der Partitur und auch in Ernst Dunshirns Chören bereiten nur die Kostüme Dissonanzen. Nathalie Boissy und Rick Christman als Liebespaar sind sattelfest im Belcanto und machen mit den anderen Darstellern die Einstudierung immerhin sehenswert. Koväcs Kolos aus Budapest sprang als Pater Lorenzo ein und rettete so die Premiere.