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Kaffee mit Ohren

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Kaffeehaus und Literatur haben eines gemeinsam- es gibt sie immer noch trotz widriger Umstände. Wenn sich Sieder und Literaten zu einer Notgemeinschaft zusammenschließen, entsteht aus dieser Solidarität die erfreuliche Wiener Initiative „Literatur im Cafe”. Begrü-

ßenswert, nicht größenwahnsinnig, sondern angemessen intim, neues Publikum erreichend, da und dort sogar in den Verkaufsergebnissen (der Bücher und Kaffeeportionen) beachtlich. Bei Ilse Tieisch's 30-Kopf-Publikum im Eues wurden 14 Bücher an den Mann gebracht, Alfred Gesswein war über die Nachfrage nach seiner Lyrik ebenfalls überrascht.

Bleibt dennoch ein kleiner Einwand: Ob Kaffeestuben sich heute zum Entstehen von Literatur eignen, bleibt den Schreibern überlassen, zum Vortragen eignen sie sich nicht alle in demselben Maße. Da kämpfte Erika Mitterer im Sperl gegen die Kaffeemaschine an, daß sie schon am Nebentisch nicht mehr zu hören war. Der ebenso zarten Marie Therese Kerschbaumer brach die Stimme im hintersten Eck vom Landtmann in der 20. Minute. Sogar die vortragsgewohnte Ilse Tieisch erlitt im Kampf mit der Hintergrundbrandung ein stimmliche K.O., während György Sebest-yen, gelegentlich von Lautsprecherdurchsagen gestört im Extra-stüberl vortragen mußte.

Bessere akustische Abschirmung der Lesegruppe wäre erwünscht. Alles in allem aber - darf man dem Kaffeesud glauben - steht darin für Wien ein günstigeres Klima zwischen Kulturverwaltung, Kulturschaffenden und Kulturpublikum geschrieben.

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