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Kagels Schock

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(„steirischer herbst", Grazer Congress; Werke von Mauricio Kagel und Erich Kleinschuster) Unsicher, ja ratlos reagierte das Publikum auf das Eröffnungsspiel des „steirischen herbsts" — Thema: George Orwell! Mauricio Kagel, einst Publikumsschreck der Avantgardeszene und inzwischen längst zum Altmeister des Musiktheaters aufgestiegen, inszenierte sein Stück „... nach einer Lektüre von Orwell", ein Spiel um Menschen im Kontrollbann von Kameras, Monitoren und Videoapparaten. Und während Sirenen heulen, Marschtritte donnern und Stimmengewirr von Polit-Slogans und Lehrsätzen in „germanischer Metasprache" durchschnitten wird, darf das Publikum „großer Bruder" spielen, als Gedankenpolizei alle bespitzeln.

Eine perfekt gemachte, messerscharfe analytische Psycho-Verhaltensstudie, nach der Kleinschusters Jazzsymphonie „A Fa-rewell For Orwell", eine Auftragskomposition, wie ein Geburtstagsständchen mit reizvollen Musikzitaten, einem frischen Walzer und ein bisserl Philosophie wirkte. Geschickt aufbereitet durch Synthesizer und E-Baß, Saxophon, Trompete und Flügel. Vor allem der brillante Schlagzeuger Bruno Castelucchi fiel dabei auf.

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