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„Kalter Kaffee"

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Mit dem Wissen um die Geschichte und die Antriebskräfte der amerikanischen Außenpolitik ist es in Europa oft nicht gut bestellt. Allzuoft gibt man sich allzu gerne den Klischees hin.

Das ist leider auch manchmal bei denen der Fall, die uns die Vergangenheit näherbringen wollen; so etwa beim Mitarbeiter des deutschen Nachrichtenmagazins „Spiegel", Jürgen Bruhn. Er schreibt über „Gewalt und Wirtschaftsimperialismus in der US-Außenpolitik seit 1840". Seine Voreingenommenheit dringt schon in diesem Untertitel deutlich durch.

Als Beispiel sei die Beschreibung von „Manifest Destiny" genannt. Dies ist ein Schlagwort aus den 1840er Jahren, das es als gottgegeben ansah, daß die Vereinigten Staaten den nordameri-kanischen Kontinent in ihren Besitz bringen würden (müßten). Bruhn verzeichnet dies eminent wichtige Konzept einseitig polemisch als „Ideologie für den Völkermord".

Nachdem Bruhn in der ersten Hälfte des Buches den „gewalttätigen Imperialismus" der Amerikaner schildert, legt er im zweiten Hauptabschnitt das Hauptthema seines Buches offen - mit dem in der Friedensdiskussion von linker Seite oft vorgetragenen Argument: Die Amerikaner installierten in Europa Mittelstreckenraketen, um einen begrenzten Atömkrieg in Europa führen zu können. Ziel der — im übrigen ursprünglich von Europäern geforderten — Nachrüstung sei es, die Sowjetmacht zu „enthaupten". Die Entwicklung zeigt: Bruhn serviert hier „kalten Kaffee".

SCHLACHTFELD EUROPA ODER AMERIKAS LETZTES GEFECHT. Gewalt und Wirtschaftsimperialismus in der US-Außenpolitik seit 1840. Von Jürgen Bruhn. Dietz Verlag. Bonn 1984.224 Seiten, Pbck.. öS 99.80.

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