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Karajan kam doch noch!

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(Staatsoper Wien; „Don Carlos” von Giuseppe Verdi.) Seit vielen Jahren wird' diese „Don-Carlos”-Produktion Herbert von Karajans strapaziert. Bei den Salzburger Festspielen, beim Osterfestival, an der Staatsoper. Und dennoch hat sie noch immer viel von jener Ausstrahlung, Intensität und prachtvollen dunkel-tonigen Farbigkeit der ersten Tage. Das ist allerdings vor allem ein Verdienst dieses Sängerensembles, dessen „Carlos'Mnterpre-tation sich so weit zum perfekten Zusammenspiel gesteigert hat, daß man in vielen Momenten vergißt, in einer Opernaufführung zu sitzen. Streben, Machtgier, schicksalhafte Verkettung dieser Figuren werden in Karajans Produktion gleichsam durch das Brennglas scharf und rük-ken ganz nahe.

Dennoch kann man nicht übersehen, daß dieses in all den Jahren unvergleichliche „Don-Carlos”-Team zum Teil schon seinen Zenit überschreitet, und stimmlich ein wenig von jenem legendären Glanz verliert, so Mirella Freni, Nikolai Ghiaurov, Jose Carreras. Stimmliches Ereignis sind auch heuer Agnes Baltsa als Eboli, ein Orkan an Temperament, Leidenschaft, prachtvoll schmetterndem Stimmaterial, und Piero Cappuccilli, heute der beste Posa überhaupt.

Sorgt Karajan als Regisseur für eine klare, verhaltene Inszenierung, so neigt er am Pult der Philharmoniker mehr und mehr zu donnernden Blechentladungen und theatralischem Pomp. Immer wieder deckt er Sänger zu. Und nur wenige genießen - wie die Freni - seine Gunst, aber gerade diese Momente gehören zu den packendsten der Aufführung. Für alle Beteiligten gab's Riesenovationen. Besonders für Karajan. Offenbar als Dank, daß er überhaupt gekommen war!

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