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Kein Grauschleier

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40 Jahre nach der Uberwindung des Nationalsozialismus wird auch die Frage nach der Haltung der Kirche neu gestellt. Der Zufall der Geschehnisse will es, daß sich um die kirchliche Bewertung dieses fatalen Jubiläums eine Art Grauschleier gelegt hat. Akte, die die Kirche aus Barmherzigkeit auch gegenüber schuldig Gewordenen gesetzt hat, werden in Zustimmung umgemünzt.

Bisweilen entsteht der Eindruck, als ob auch kirchli-cherseits der Vorgang der wechselseitigen Aufrechnung der Schuld, des Ver-drängens und Beiseiteschiebens mitvollzogen würde.

Die Ankündigung zweier Seligsprechungen in diesem Jahr hat diesen Grauschleier zerrissen. Die beiden Seligsprechungen betreffen Symbolgestalten. Laut Ankündigung der niederländischen Bischofskonferenz wird der Karmelitenpater Titus

Brandsma im November seliggesprochen. Brandsma war wegen seines journalistischen Einsatzes für die Menschenrechte 1942 verhaftet und im KZ Dachau ermordet worden.

Johannes Paul II. selbst hat bei seinem Besuch in Peru bei einer Begegnung mit der jüdischen Gemeinde angekündigt, er hoffe, daß Edith Stein „bald” seliggesprochen wird. Edith Stein, Karmeliternonne jüdischer Herkunft, eine der bedeutendsten philosophischen und mystischen Denkerinnen des Jahrhunderts, starb in den Gaskammern des KZ Auschwitz.

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