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Kein Links-Rechts-Schema

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FURCHE: Gibt es so etwas wie eine Ideologie des Fernsehfilms nach zeitgeschichtlichen Motiven und Ereignissen?

GERALD SZYSZKOWITZ: Wir wissen, überall dort, wo Emotionen drinnen sind, hält die Erinnerung beim Publikum länger an. Die Vergessenskurve von Nachrichten ist viel steiler als die von Fiktion. Deshalb sind für uns die Geschichten an sich wichtig.

FURCHE: Und welche besondere Methode des Geschichten-Erzählens steht hinter den beiden „Ungarn 1956“-Filmen?

SZYSZKOWITZ: Im Prinzip ist es das gleiche System wie bei der „Alpensaga“: Drehpunkte der Geschichte herzunehmen, an denen man besonders klar sieht, wie sich die Leute verhalten, verhalten können. Wir unternehmen daher immer wieder den Versuch, Geschichten an diesen Drehpunkten der Geschichte anzusiedeln.

Im konkreten Fall haben wir uns gedacht, wir nehmen einen Autor, der wirklich dabei war, und einen, der das mehr aus seiner beruflichen Existenz heraus begreift. So hat der eine, Sebestyen, eine Flüchtlingsgeschichte geschrieben, und der andere, Pluch, eine Journalistengeschichte.

Es ging aber eigentlich nie primär um den ungarischen Aufstand, sondern mehr um die Reaktionen in Österreich. Es geht um österreichische Leut', um österreichische Figuren.

FURCHE: Seit dem politischen Wirbel rund um die „Alpensaga“ denkt man vielleicht jetzt auch mehr daran, zwei Autoren aus zwei unterschiedlichen Lagern zu einem Thema schreiben zu lassen.

SZYSZKOWITZ: Wie das im Herzen genau ist, weiß ich jetzt auch schon nicht mehr. Das Gefühl bei der Auswahl war sicher, daß Sebestyen etwas davon aus eigener Erfahrung weiß und daß wir mit Pluch schon eine ganze Reihe von historischen Fernsehspielen gemacht haben.

Natürlich kann man immer alles nach dem Rechts-Links-Schema aufteilen. Aber wenn's nach mir gegangen wäre, dann hätte ich gern drei, vier, fünf, sechs oder sieben Filme zu dem Thema gemacht, ohne dabei jetzt an Blau, Grün, Schwarz oder Braun zu denken.

Primär geht es ja darum, ob der Autor gut ist oder nicht.

Gerald Szyszkowitz ist Hauptabteilungsleiter „Fernsehspiel“ im ORF. Mit ihm sprach Tino Teller.

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