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Keine finstere Zeit

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„Für uns ist der mittelalterliche Mensch ein Exot“: Mit diesem Satz bringt Le Goff in seiner Einführung die Schwierigkeiten zum Ausdruck, mit denen die rekonstruierende Historie bei ihrem Versuchkonfrontiert ist, zum Menschen des Mittelalters vorzustoßen.

Die Sammlung bietet zehn Profile von zeitgenössischen Mediävisten, vorwiegend aus Frankreich und Italien. Dem Schema der drei Ordnungen, demzufolge die Gesellschaft aus „oratores“, „bellatores“ und „laborators“ besteht, folgen die ersten drei Profile über die Mönche, die Krieger und Ritter und die Bauern. Die neuen, stadtverbundenen Typen sprengen dieses alte triadi- sche Grundschema: der Städter selbst, der Kaufmann und der Intellektuelle, der „con la mente“ arbei- tetundverschiedeneNamenwieMa- gister, Philosophus oder Literat trägt.

Eine Sonderstellung nehmen die Frau und der Künstler ein. Der Außenseiter und der Heilige repräsentieren zwei entgegengesetzte Verkörperungen des mittelalterlichen Wesens.

Die Autoren weisen sowohl Kontinuität als auch Wandel, sowohl Andersartigkeit als auch Ähnlichkeit des damaligen mit dem heutigen Menschen nach. Die größtenteils gelungenen Aufsätze liefern wichtige Beiträge zur Aufklärung über ein zu unrecht für finster gehaltenes Mittelalter, das mehr zu bieten hat als Finsternis, Kreuzige und die Inquisition.

DER MENSCH DES MITTELALTERS. Hragb. von Jaoques Le Goff. Campus Verlag, Frankfurt 1989,412 Säten, öS 374A0

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