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Keine Post von der Post

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Als Auslandskorrespondent, der für wenig Geld viel schreibt, schicke ich monatlich ein starkes Kuvert mit einem schwachen Manuskript von Neubau nach Nürnberg. Unlängst konnte meine Sendung von den 518 Kilometern nicht einmal einen halben bewältigen: Bereits am Postamt Westbahnhof wurde sie gestoppt und mir, wegen „Unterfrankierung" (statt „Unterbayerisierung) retoumiert.

Da ich meine Manuskripte zwar selber schreibe, aber fremd „frankiere" (auch die nach Paris) und dabei stets die fachkundigen Dienste eines Postamtes in Ansprach nehme, ging ich, leicht erbost, zur postamtlichen Startrampe, wo die Sendung nachgewogen und eher noch zu leicht befunden wurde. Man riet mir also, mich zu beschweren und meine Post der Postdirektion zu schicken. Auf die richtige Frankierung legte ich dabei größten Wert.

Seither schweigt sich die Post(direktion) aus und sie überläßt mich meiner selbstzerfleischenden Kränkung:

Obwohl Metternich längst tot ist, merkt vielleicht niemand, daß auf einem toten Gleis des Westbahnhofes ein dort vergessener (Spät-)Zensor werkt und er mein Manuskript zurückwies.

Da ich ohnedies keine Leser habe, konnte niemand die Post - wie diese, die Briefmarken - unter Druck setzen, um die Veröffenüichung noch rechtzeitig zu vereiteln.

Ich glaube auch nicht, daß die Post - die an der Differenz zwischen der jeweils erlaubten Obergrenze und des tatsächlichen Gewichtes ohnedies genug verdient - auf meine zwei Schilling angewiesen ist.

Ich kenne also den wahren Grand der Post Verweigerung nicht. Oder könnte es zum Schluß der Fall sein, daß sich ein(e) Postbedienstete(r) geirrt hat und ganz ohne Hintergedanken mir das Kuvert samt Inhalt zurückschickte?

So oder so: Die Post hüllt sich -wenn schon (hoffentlich) nicht in mein Kuvert - so doch in Schweigen.

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