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Klammheimliche Freude?

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Nicht nur in Wien forderte der Terror am Wochenende Opfer. In Teheran töteten in den Untergrund gezwungene oppositionelle Expo­nenten eines Regimes, das mit An­dersdenkenden nur noch per Todes­urteil verkehrt und dem von Woche zu Woche mehr Mißliebige zum Opfer fallen. Darf man die beiden Gewalttaten in einem A temzug nen­nen?

Terrorist Teil unseres Alltags, geworden. Fanatiker und Verzwei­felte aller Spielarten greifen immer selbstverständlicher zu Maschinen­pistole und Bombe.

Mancher, der auf den Tod eines alten Mannes und einer Schwange­ren, die sich vor dem Wiener Tem­pel schützend über ein fremdes Kind warf, mit Entsetzen reagierte, mag über den „erfolgreichen" Schlag der persischen > Regimegegner die vielzitierte, in immer weiteren Krei­sen gesellschaftsfähige „klamm­heimliche Freude" empfunden ha­ben.

Die Bombenopfer von Teheran hatten sicher nicht nur das eigene Blut an den Händen. Es mag schwerfallen, ihren Tod zu bedau­ern. Doch als vollwertige Aspiran­ten auf eine humanere Welt können wir selbst nur gelten, wenn wir auch dann mit Abscheu und Ablehnung reagieren, wenn der Terror Mörder trifft und wenn die Mörder der Mörder Unterdrückte und ihrer­seits potentielle Opfer eines Terror­regimes sind oder wenn wir gar mit ihren politischen Zielen sympathi­sieren.

Denn welches politische Ziel könnte erstrebenswerter sein als der Einsatz friedlicher, demokratischer Mittel zur Erreichung politischer Ziele und ein Minimum von Ach­tung gegenüber Menschen mit an­deren politischen Zielen?

Nimmt man dies als Kriterium, leben wir übrigens wirklich (noch?) auf einer Insel der Seligen, die ihre blutigen Lektionen gelernt hat.

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