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Kleine Rache

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Ohne Schmäh fängt man nicht einmal Fliegen. Geschweige denn böse Buben. Das scheint der erste Lehrsatz für angehende Kriminalisten zu sein. Gewissermaßen ein Anstellungserfordernis und in der späteren Karriere ein Fall für berufliche Weiterbildung.

Das ist der wichtigste Beitrag der Wiener Kriminalistik zum Berufsbild des Kommissars. Zumindest wenn das Kommissariat Kü-niglberg wieder einmal an der Reihe ist, den „Tatort” zu stellen.

Denn dort ist mit Sicherheit Anstellungserfordernis, einem unter schwierigen Bedingungen, in einem langwierigen Prozeß kristallisierten^ Image gerecht zu werden.

'Das Motto: Wem es in unserer Truppe nicht gelingt, jedermann sofort zum Schmunzeln zu bringen und nach zwei Minuten zum schallenden Lachen, der ist ungeeignet für den Dienst in unserer Truppe. Variationen sind möglich, aber nur nicht zu weit vom Ideal wegbewegen.

Erfolge haben sichju schon eingestellt. Kaum ein deutscher Kommissar kann seinen tierischen Emst mehr ungezwungen ausspielen. Zu sehr wirkt die Wiener Schule auf das Publikum.

Auch im täglichen Leben. Welcher Polizist hatte nicht schon das Gefühl, an den filmischen Brüdern gemessen zu werden?

Andererseits: Wer kann eine Amtshandlung über sich ergehen lassen, ohne zumindest ein süßsaures Schmunzeln zu unterdrücken?

Somit hat die Rache des kleinen Mannes eine zweite Seite. Die Sendung der Strafzettelbesitzer für Strafzettelbesitzer dient der Seelenhygiene — und hat nur einen Schönheitsfehler.

Immer sind nur die Wiener dran. Dabei werden in den Bundesländern ebenso gerne Strafzettel entgegengenommen.

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