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Kleinkunst in der Leopoldstadt

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Vor hundert Jahren ging einst der Moritatensänger durch die Gassen und erzählte, in Strophen abgefaßt, blutige Neuigkeiten. An diese unmittelbare Form der Verständigung dachten einige rege Leute, darunter der frühere ,Misthaufen“-Musiker Alf Krau-liz, weil ihnen die Wiederbelebung städtischer Mikrostrukturen am Herzen liegt. Und so initiierten sie den ersten Wiener Moritaten- und Kleinkunstabend im „Vincent“, einem stilgemäßen Tschoch, in der Großen Sperlgasse in der Leopoldstadt.

Noch und noch drängten junge Leute in das Cafe, um der Barden Trödel und Smu Reblaus tiefergreifende Erzählungen vom „Grund“ zu hören. Zarte Weisen, die einem alsbald in die Seele gingen, geigte der in der Fußgängerzone bereits berühmte Virtuose Parelli auf seiner singenden Säge. Ein besonderes Gefühl des Vereintseins rief, als „Instanz vom Grund“ sozusagen, ein junger Polizist in echter spinatgrüner Uniform hervor, dessen Bezirksgerichtserlebnisse tobenden Beifall ernteten; leider entpuppte er sich als falscher - als verkleideter Schauspieler nämlich.

Regelmäßig, an jedem Dienstagabend will man sich weiterhin treffen, einen „fernsehfreien Abend“ und die Herausgabe des ,Moriteurs“ besprechen.

Daß Kultur von unten hinaufwächst, und daß sie dazu eines Nährbodens bedarf, scheint eine richtige Erkenntnis.

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