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Komödie menschlicher Niedertracht

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In Anwesenheit eines größtenteils geladenen Publikums und vom Bundespräsidenten mit liebenswürdigem Humor freigegeben, ergriff „Volpone“, der raffgierige und von keinem Skrupel beschwerte Fuchs die Gelegenheit, Spaß zu haben und zu machen. Die -wie Zweig sie nannte - lieblose Komödie des Shakespeare-Kollegen Ben Jonson war diesmal so nachhaltig vom Hausübersetzer der Komödienspiele Porcia übertragen und gestaltet worden, daß man bei dieser Fassung fast von einem Ben Artmann sprechen konnte, der um des Witzes wülen kein derbes, sinnenträchtiges Wort scheute und die Urteilsverkündung und Bestrafung der Übeltäter durch den Ma-gnifico zu einem lateinverbrämten Ulk werden ließ. Intendant Herbert Wo-chinz hat die achtzehnten Komödienspiele um die Geschichte von dem Fuchs bereichert, der sich krank, ja sogar tot stellt, um die Erbschleicher zu plündern, den Sohn des Corbaccio enterben und Corvinos Frau zum Lustobjekt werden zu lassen - ein altes Spiel, dem der Tatgehilfe Mosca die Einfälle liefert.

Wochinz gibt den Akteuren sein „Ring frei“ und ist um Einfälle nicht verlegen, die den Charakter - oder die Charakterlosigkeit der Leichenfledderer unterstreicht. Ein rascher Ablauf ist gesichert. Man wird gut unterhalten, wobei der Löwenanteil dem prächtigen, fast ins Dämonische gesteigerten Volpone Peter Pikls zu-

kommt, der aus dem Vollen spielt, von Peter Ertelt beraten und gelenkt, der das Schillernde der Schmeißfliege Mosca gut zur Geltung bringt.

Gerd Eichen als Voltore, Norbert Kammil als Corbaccio und Ernst Soel-den tun das Ihrige ohne Rücksicht auf verhaltene Komik. Elfriede Schüsseleder verteidigt die Tugend der Celia mit drolliger Tumbheit. Evelyn Frank hatte das Ensemble aufwendig kostümiert, Hannes Rader die Bühne verdienstvoll gestaltet.

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