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Kraft und Chaos

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Er hielt durch einige Monate die Spitze in amerikanischen Bestsellerlisten. Wie man sich nun in der hervorragenden deutschen Ubersetzung überzeugen kann, zu Recht. Der Roman „Garp und wie er die Welt sah" ist ein erzählerisches Meisterwerk voll Spannung und Sinnlichkeit, von so enormer Kraft, daß man als Europäer nur neidvoll nach Amerika blicken kann. Mit Faulkner und Hemingway sind die Vollblutschreiber also drüben nicht ausgestorben.

John Irving ist Jahrgang 1952. Sein Held Garp ist zwar ein Kraftlackel, aber einer mit sehr viel „femininen" Qualitäten wie Fürsorglichkeit und Warmhenzigkeit. Er ist Schriftsteller, die meiste Zeit aber „nur" Hausmann und Vater. Seine Frau Helen ist der berufstätige, kühl-humorvolle Gegenpart. Zusammen sind sie ein Gespann, das durch dick und dünn geht. Mehr durch dick, denn Garps Welt ist mit Randexistenzen angefüllt.

Der überbordende Roman ist ein Kraft-Werk über Liebe, Ehe, Treue, Feminismus; er ist ein Liebesbekenntnis zum Leben an sich, aber auch seine Wahnsinns-Erklärung. Das Buch zeigt das Bewußtseinschaos auf, das entsteht, wenn ein Mann sich total in die Ideen der Frauenemanzipation vereinnahmen läßt. Vielleicht hat noch nie ein Mann der Weltliteratur so engagiert für die Sache der Frauen Partei ergriffen.

„GARP UND WIE ER DIE WELT SAH". Von John Irving. Rohwohlt-Verlag, Reinbek, 634 Seiten, öS 280,80.

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