6974971-1985_43_18.jpg
Digital In Arbeit

Kriegsgetümmel

Werbung
Werbung
Werbung

In einer systematischen Darstellung der historischen Erfahrungen mit Kriegsausbrüchen bedient sich der Züricher Politologe Dieter Rulof f der Geschichte als „Exerzierfeld“.

Wie das? Er nimmt die 150 verlustreichsten Kriege seit der Französischen Revolution und kategorisiert sie je nach Art des Ausbruches in acht „idealtypische“ Formen. Da gibt's begrenzte und eskalierende Kriege, katalytischen, überfallsartigen und ungewollten Kriegsbeginn.

In der Sparte „Eskalation“ wird zwischen „Unabhängigkeitskriegen“ (Vietnam 1946-54) und „eskalierenden Aufständen“ unterschieden, die sich bei genauerem Hinsehen als erfolglose Unabhängigkeitskriege entpuppen, wie etwa der „Guerra Santa“ der Italiener (1848).

Der Leser wundert sich spätestens in dem Moment über eine Willkürlichkeit der Kategorien, wenn Frankreichs Mexiko-Abenteuer (1861) als eskalierender „Bürgerkrieg mit fremder Intervention“ herhalten muß, der amerikanische Bürgerkrieg (1861—65) aber — wohl eine der blutigsten Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts — überhaupt nicht in den Raster der vom Autor definierten Sparten paßt, weil eben keine fremde Intervention stattfand.

Andere Probleme bereiten dem Autor die Weltkriege des 20. Jahrhunderts. Bei diesen treffen gleich drei bis vier Kategorien von Kriegsausbrüchen zu!

Der Autor exerziert doch etwas zu unbekümmert mit geschichtlichen Tatbeständen.

WIE KRIEGE BEGINNEN. Von Dieter Ruloff. München, C. H. Beck, Schwarze Reihe, Bd. 294, München 1985. 159 Seiten, kart., öS 131,-.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung