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Krise des Geistes

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Allan Bloom, Professor für So-zialgeschichte und politische Philosophie in Chicago, fällt ein vernichtendes Urteil über die gegenwärtige Kultur der Vereinigten Staaten: Vorbereitet durch die Ideologie deutscher Emigranten der dreißiger Jahre, war die antiautoritäre Wende 1965 bis 1975 Auftakt zu massivem Verfall individueller Bildung und sozialer Bindung.

Aus eigener Anschauung als Universitätslehrer schildert Bloom die verheerenden Folgen des eingekehrten Nihilismus: Entfremdung und Einsamkeit; Persönlichkeitsverlust durch jene Sexualisierung aller Lebensbereiche, die ein dem Marxismus verschmolzener Unter-Freudianismus provozierte und die durch die Popmusik vermittelt wurde.

Wenn Blooms Haltung auch — allerdings äußerst tolerant und kultiviert — einer verbreiteten liberal-konservativen Doktrin unterliegt, wenn der Wissenschaftler auch weder Perspektiven noch Alternativen zur zivilisatorischen Krisis vorzulegen vermag: Die Sezierung der amerikanischen Lebensweise ist ihm zweifellos gelungen.

Witzig und mit satirischer Leichtigkeit, nicht ohne moralischen Rigorismus, malt Bloom ein treffendes Sittenbild; bisweilen in groben Strichen, nie ohne Trauer und persönliche Betroffenheit: ein Bild auch für Europäer.

DER NIEDERGANG DES AMERIKANISCHEN GEISTES. EIN PLÄDOYER FÜR DIE ERNEUERUNG DER WESTLICHEN KULTUR. Von Allan Bloom. Vorwort von Saul Bellow. Hoffmann und Campe, Hamburg 1988. 516 Seiten, öS 343,20.

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