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Kritik der Kritik

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Wie so oft findet sich das Wichtigste am Ende des Buches. „Die Enttäuschungen der Vernunft", die Wolfgang Müller-Funk durchaus doppeldeutig verstanden wissen will (als Aufhebung von Täuschungen und als getäuschte Erwartung), lassen keinen unbeteiligten Beobachter oder Schiedsrichter zu. Jeder Kritiker steht selbst mitten im Spiel der Unterscheidungen, treffend und betroffen zugleich. Ort des Geschehens ist folgerichtig weder ein Elfenbeinturm der Kunst noch ein Musentempel: am Markt stoßen Menschen und Meinungen aufeinander; hier scheiden sich die Geister auch bezüglich des Tones, sie entscheiden damit über mögliche Ausprägungen zum unverbindlichen Jahrmarkt oder zur blutigen Arena, zum Forum der Rhetoriker oder zur Agora der Weisen.

Dem gelingt womöglich die Quadratur des Kreises, der im weiten Bogen „Von der Romantik zur Postmoderne" politisch Hochbrisantes wie „Fundamentalismus, Mythos und Moderne" leicht hintupft neben „Die unmögliche Nation. Innen- und Außenbetrachtungen zur österreichischen Identität"? Man staunt schon über die gewandte Präsentation der schwierigen Komplexe „Vom Strukturalismus zum posthistoire", bei der auch „Das Unbehagen an der Politik" oder „Gentechnologie in geschichtsphiloso-phischer Perspektive" nicht fehlen.

DIE ENTTÄUSCHUNGEN DER VERNUNFT. Von der Romantik zur Postmoderne. Essays. Edition Falter, Wien 1990.192 Seiten, öS 248,-.

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