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Kunst und Metaphysik

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Dem vielschichtigen und mehr als verwirrenden Gebiet der Kunst und Ästhetik der Gegenwart hat Walter Schulz, emeritierter Professor für Phüosophie in Tübingen, einen Band gewidmet, dessen Fülle und Vielschichtigkeit allein schon in Erstaunen versetzt.

Schulz will die Verbindung der europäischen Kunst mit der Metaphysik und den Wandel beider im Selbstverständnis der Gegenwart zum Ausgangspunkt seiner ebenso scharfsinnigen wie klar vollzogenen Analysen machen. Ausgehend von der Gegenstellung gegenwärtiger Ästhetik zur klassisch-traditionellen Metaphysik arbeitet Schulz die Vieldeutigkeit sogenannter „totalphi-

losophischer Reflexionen auf die Kunst“ heraus, um Negativität und Subjektivität als Wesenszüge zeitgenössischer Kunst dinghaft zu machen. Das Schweben als Folge der verlorengegangenen Fixiertheit oder Orientierung bietet sich dabei als Schlüsselbegriff an, um auch die Ortlosigkeit der Kunst der Gegenwart angemessen zu charakterisieren. Schulz wird jedenfalls dem schwierigen Bezugssystem von Theorie und Kunstwerk mehr als gerecht, zumal er seinen Rahmen von griechischer Klassik bis zu Musil, Kafka, Eco und Beckett spannt.

Wie immer man zu seinen Deutungen stehen mag: daß hier große Philosophie auf dem Weg ist, Kunst zu verstehen, hebt seine Untersuchungen angenehm und wesentlich von so vielen marktschreierischen und modisch orientierten Ästhetiken der Gegenwart ab.

METAPHYSIK DES SCHWEBENS. Von Walter Schulz, Neske Verlag, Pfullingen 1987. 527 Seiten, öS 561,60.

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