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Labyrinth — Gilgamesch

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Henryk Tomaszewski, der vor 15 Jahren das Wroclawski Teatr Pan- tomimy gründete, ist ein interessanter Künstler. Er wurde in Krakau als Schauspieler und Solotänzer ausgebildet und begann sich frühzeitig- für Choreographie — und einiges andere, zum Beispiel Weltliteratur, zu interessieren. Während der letzten Jahre war er nicht nur in Polen, sondern auch in den skandinavischen Ländern, meist bei der Realisierung avantgardistischer Werke, tätig. (In Salzburg hat er die Choreographie zu Henzes „Bassariden“ gemacht.)

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Henryk Tomaszewski, der vor 15 Jahren das Wroclawski Teatr Pan- tomimy gründete, ist ein interessanter Künstler. Er wurde in Krakau als Schauspieler und Solotänzer ausgebildet und begann sich frühzeitig- für Choreographie — und einiges andere, zum Beispiel Weltliteratur, zu interessieren. Während der letzten Jahre war er nicht nur in Polen, sondern auch in den skandinavischen Ländern, meist bei der Realisierung avantgardistischer Werke, tätig. (In Salzburg hat er die Choreographie zu Henzes „Bassariden“ gemacht.)

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Nun führte er im Theater an der Wien mehrere seiner eigenen Kreationen vor, zu denen er Libretto und Choreographie geschaffen hat. Der Truppe gehören etwa 20 Mitglieder an, fast lauter Männer, die gut aus- sehen und einen wohltrainierten Eindruck machen. „Das Labyrinth“ von 1963, ohne Musik, ist eine pantomimisch-choreographische Raum- komposition“, so steht es im Programm, und viel mehr ist darüber nicht zu sagen, denn von dieser Art gibt es viele. „Das Kleid“ (von 1966) basiert nicht nur auf japanischen Motiven, sondern auch auf Formen des fernöstlichen Theaters. Zwei Mönche rasten auf einem Friedhof und erzählen die Geschichte des Kleides einer Frau, deren Verehrer vom Ehemann mit dem Degen durchbohrt wird. Dabei fließt purpurrotes Blut. Auch das hat es schon gegeben. Die Ausführung ist intensiv und fes selnd, die elektronische Musik von Juliusz Luciuk und die schöne Ausstattung Jerzy Lawaczs verstärken den Eindruck. Freilich ist das Gakaku-Theater „echter“, aber immerhin erzielen die jungen Polen mit virtuosem Können ungewöhnliche Eifekte.

„Gilgamesch“, nach dem- sumerischen Epos, einem der ältesten literarischen Denkmäler des Menschengeschlechts, macht den weitaus stärksten Eindruck und ist erst vor drei Jahren von Tomaszewski geschaffen worden. Es ist zugleich auch das gedehnteste Stück des Abends und gestaltet, die einzelnen Lebensphasen des sumerischen Helden: seine Freundschaft mit dem Hirten Enkidu, den Feldzug im Dschungel und den Kampf mit dem Ungeheuer Humbaba, das Ritualbad (an der Grenze des Komischen), die Liebes- verlockumg der Priesterin Ischtar

(schiwach), Enkidus Träume und Gil- Klängen besteht. Der riesige Pawel gameschs Visionen (das weitaus sug- Rouba und der blonde Stefan Nied- gestivste) und schließlich Gilga- zialkowsky waren die großartigen meschs Rückkehr in seinen Palast Protagonisten. Hier, im magisch- und des Helden Tod. Wladyslaw mythischen Bereich, besonders wenn Wigura hat die Ausstattung und die Zeifcmauer gesprengt und Gegen- Agustyn Bloch eine interessante wärtiges angedeutet und, ist Torna- Musik geschaffen, die aus vokalisie- czewski am stärksten. So empfand renden Chören und elektronischen es auch das Publikum.

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