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Lachen für Kenner

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Persiflagen sind wohl nur für „Eingeweihte“ ein Vergnügen; es geht einem da oft so ähnlich, wie wenn man mit einem Schauspieler ein Theater besucht: der amüsiert sich oft köstlich über ein dem Laien überhaupt nicht auffallendes oder unverständliches Detail, einen „private joke“ der Mitwirkenden, nur dem eingeschworenen Mitbruder erschließbar. So geht es auch mit Filmen, in denen Godard oder irgendein „Junigfilmer“ eine Andeutung, eine private „hommage“ macht, die nur der geheimnisvolle „innere Kreis“ (der Dazugehörigen, Eingeweihten) versteht und zu würdigen weiß. Kurz, wenn man die Vorlage nicht kennt, kann man sich nie bei einer Persiflage unterhalten...

Ich fürchte, daß dies auf Mel Brooks Parodie „Frankenstein Junior“ exaktest zutrifft; wer nicht die klassische Vorlage aus dem Jahr 1931 kennt (und auch in irgendeiner Hinsicht schätzt oder bedeutsam findet), wird vielleicht nicht das gleiche Vergnügen empfinden, das ein Cineast oder „Kenner“, vielleicht auch nur Liebhaber der Vorlage, bei der nachempfundenen Parodie zu genießen imstande ist. Wie hier genauest jede bereits „klassische“ Sequenz parodiert wird, wie da jede heute bereits Filmgeschichte gewordene Szene ins Groteske verzerrt und die an und für sich' vorhandene Komik ans Licht gebracht wird, ist fast genial: man nehme etwa die Folge mit dem Eremiten (aus „Frankensteins Braut“): im Original ist die absurde Kitschrealität verdeckt, durch ehrfürchtiges Schauern verborgen — wer sie nicht kennt, wird die gleiche, paro-distisch nachempfundene Szene in Brooks Film für ärgerlich und vielleicht geschmacklos halten, was sie wirklich nicht ist, vergleicht man sie mit der Vorlage. Oder das meisterhafte Tanzduo, ein genialer Einfall des Regisseurs: hier wird die Parodie zur künstlerischen Zeitkritik, deren Aberwitz gezielt ist und ganz Hollywood, einen ganzen Stil, eine Epoche trifft...

Wer klassischen Film sehen will, versäume keinesfalls Bergmans vielleicht schönsten Film, „Wilde Erdbeeren“, aus dem Jahr 1957, der in Wiederaufführung derzeit gezeigt wird.

... und im alten Schloß in Laxen-burg wird in der Ausstellung und (echten) Retrospektive „Meister der Regie“ Otto Preminger vorgestellt, und zwar am Freitag, 5. September, um 16.30 Uhr mit „Bonjour Tristesse“, Samstag, 6., um 14.30 Uhr „Die große Liebe“ (Österreich 1931, mit Hansi Niese, Hugo Thimig und Attila Höbiger), um 16.30 Uhr wieder „Bonjour Tristesse“ und am Sonntag, 7. September, um 14.30 Uhr „Der Mann mit dem goldenen Arm“ (1956, mit Frank Sinatra) und um 16.30 Uhr „Anatomie eines Mordes“ (in englischer Originalfassung). Hingehen, ansehen...

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