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Leidenstribut

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Ausgerechnet zum Jubiläum von Zweiter Republik und Staatsvertrag wurde bekannt, daß die Scheidungszahl in Osterreich den Höchststand seit 1945 erreicht hat. Die 15.000 zerbrochenen Ehen des Jahres 1984 sind zweifellos eine ernste Anfrage an alle verantwortlichen Kräfte im Land, an den Staat und die Parteien genauso wie an die Kirche.

Mitten in den ohnehin von manchen Moll-Tönen durchzogenen Jubiläums-Jubel kam damit ein Paukenschlag, der über die Situation einer Gesellschaft, die sich seit mindestens 30 Jahren an Frieden und Wohlstand freuen kann, mehr aussagt als viele Analysen.

Die . Suche nach den .^Schuldigen” ist schwierig. Das gesellschaftliche Klima, die ,Mo-terialisierung” aller Bereiche des Lebens bis hin zu den menschlichen Beziehungen, mag ebenso beigetragen haben wie eine Scheidungsgesetzgebung, die der Weisheit letzter Schluß nicht ist.

Die tiefsten Ursachen liegen aber möglicherweise doch in der vielzitierten Säkularisierung”, die eben ihren Tribut, auch ihren Leidenstribut, fordert. Wenn Glaube und Kirchlichkeit verdunsten, werden Konsequenzen spürbar.

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