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Lenau-Elegie

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(Burgtheater, Wien; „Lieber Niembsch“ von Manfred Karge) Freiherr von Niembsch, bekannt als Nikolaus Lenau, hört im Oktober 1848 als geistig Umnachteter von Döbling aus den Donner der Kanonen, die die herbeigesehnte Revolution niederkartätschen, bekommt aber nichts mehr mit. Der Arzt, die unglücklich Geliebte bemühen sich um die Domestizierung seines gelegentlich auflodernden Geistes. Ein 68eT unseres Jahrhunderts projiziert sein Lebensgefühl auf die Figur des neunzehnten. Der Text hat einen Beigeschmack von dramatisiertem Hörspiel. Immerhin ist er voll Pointen und Anspielungen. Zuletzt wird der Freiherr von Löwenthal, dessen Frau Lenau so unglücklich liebte, als alter Tattergreis gezeigt. Ganz, als würden Revolutionäre (und Revolutionen) nie tatterig.

Regisseur Manfred Karge stützt sich auf ein optimales Ensemble und geht feinfühlig auf die Untertöne des gleichnamigen Autors ein. Urs Hefti gibt dem Umnachteten etwas Abruptes, Heftiges, Herrisches. Begreift er wirklich nicht, was das (etwas penetrante) Donnern bedeutet? Lore Brunner spielt die Sophie als bürgerlich verklemmte Glucke fast schon zu überzeugend. Adolf Laimböck: ein Revolutionär von gradem Biedersinn, wie ihn sich der Romantiker wünscht.

Lenau rannte gegen Verhältnisse an. Karges Text beweint den gescheiterten Veränderer, statt zu sagen, was jetzt und hier verändert gehört. Einer Gesellschaft, die in fast allem gern so tut als ob, tut er nicht weh.

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