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Letztes Bruchstück?

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Daß Tilmann Moser seine „Lehijahre auf der Couch” (1974) im Untertitel „Bruckstücke” seiner Psychoanalyse genannt hat, wurde in seiner Bedeutung erst richtig klar, als zwei Jahre später ein weiteres Bruchstück erschien: „Gottesvergiftung” (1976). Wenn nun, drei Jahre später, ein weiteres Bruchstück von Mosers analytischer Autobiographie erscheint, wo sich scheinbar ein neues Thema abzeichnet, so ist dazu zu sagen, daß Tilmann Moser diese Auseinandersetzung mit seinem ersten Lebensjahr und mit den durch sehr frühe Trennungen von seiner Mutter verursachten Erschütterungen seines Urvertrau- ens bereits im Frühjahr und Sommer 1976 geschrieben hat: zu einer Zeit also, bevor noch die „Gottesvergiftung” ausgeliefert worden war, und als der Autor zur Taschenbuchausgabe der „Lehrjahre” fein Nachwort als „Eine Zwischenbilanz” schrieb.

„Ich habe einen Beruf des Verstehens gewählt und dennoch versucht, diesem ersten Jahr zu entgehen und mich an seinen Abgründen vorbeizustehlen”,

schreibt Moser im lėtzten Brüch- stück seiner Analyse, und auf Seite 24: „Ich kann mich jetzt erst allmählich einfühlen, wie es euch, dir und dem Vater, damals ergangen sein muß. Bisher war ich voll Trauer und Haß über das, was mir geschah, und bin es wohl noch immer. Aber wenn ich nach dir, Mutter, und später nach dir, Vater, schreie oder flehe, werden wir besser wissen, was wir miteinander entbehrt haben.”

Hoffen wir es, für Tilmann Moser.

LIEBE MUTTER, BÖSE MUTTER. Grammatik der Gefühle, Von Tilmann Moser. Verlag Suhr- kamp, Frankfurt/M. 1979.129 Seiten, öS 142,20.

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