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Libanon

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Die Tragödie des Libanon geht unerbittlich weiter. Nach fast elf Jahren verzweifelter Abwehr gegen die panislamischen Herrschaftsansprüche sind die maronitischen Katholiken — die größte christliche Gemeinschaft des Zedernlandes — jetzt stärker denn je von der inneren Zwietracht bedroht.

Die westliche Christenheit, die ein Jahrzehnt lang jegliche Solidarität für die hart bedrängten Christen des Libanon vermissen ließ, hat damit einen willkommenen Vorwand gefunden, um sich entrüstet von diesen „levan-tinischen Streitigkeiten" abzuwenden. Man hat seine „eigenen Sorgen". Daß der letzte Landstrich im Nahen Osten, wo die Christen frei atmen konnten, jetzt auch in muslimisches Einheitsgrün getaucht werden soll, läßt die westliche Christenheit kalt. Offensichtlich ist ihr jegliches Gespür für ihr eigenes Herkommen, für die Wurzeln ihrer eigenen Geschichte abhanden gekommen.

Bei der jüngsten Bischofssynode kam es zwar zu einer Solidaritätserklärung für die Christen des Libanon. In Frankreich will die katholische Kirche am Gründonnerstag einen Gebetstag für den Libanon halten. Begrüßenswerte Initiativen, gewiß. Aber insgesamt bleibt der schale Geschmack einer schaumgebremsten Solidarität. Eine geschickte Propaganda hat im Libanon die Opfer zu Mördern, die Angegriffenen zu Angreifern umstilisiert, die Christen des Landes haben keine „gute Nachrede". So überläßt man sie offensichtlich ihrem Schicksal.

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