6859732-1977_31_04.jpg
Digital In Arbeit

Liberaler, Humanist, Österreicher

Werbung
Werbung
Werbung

Am 26. Juli 1977 ist in Princeton (USA) Oskar Morgenstern gestorben. Der 1902 in Görlitz geborene Nieder^ schlesier wurde zu einem glühenden Österreicher, der zu jenen zählte, die den Ruf der. österreichischen Nationalökonomie in alle Welt trugen - und über ihr Fachgebiet hinaus Humanisten gewesen sind.

Nach dem Studium an der Wiener Universität leitete Morgenstern als Nachfolger Friedrich von Hayeks das österreichische Institut für Konjunkturforschung (heute „für Wirtschaftsforschung”). Mit John von Neumann ist er der Begründer der Spieltheorie in der Volkswirtschaftslehre als einer neuen Wissenschaft (1943). Gerade als Statistiker warnte er vor einer Überbewertung der mathematischen Methoden. Sein Buch „Uber die Genauigkeit volkswirtschaftlicher Beobachtungen” ist Pflichtlektüre für jeden Ökonomen und für jeden Wirtschaftspolitiker! Morgenstern war stets der Praxis wie der abstrakten Theorie verbunden. Die von ihm gegründete und geleitete Firma „Mathematica” löste schwierige Aufgaben im Rahmen der US-Weltraumprojekte. Ein Ergebnis seiner Tätigkeit als Berater des Weißen Hauses in Washington ist sein Buch „Strategie heute”. Morgenstern zählte zu dem Kreis weiterer Nobelpreis-verdächtiger Österreicher.

Als überzeugter Liberaler emigrierte er 1938 in die USA und zählte stets zu jenen, die sich für ihre Grundsätze immer wieder aktiv eingesetzt haben. Trotz seines starken amerikanischen Akzentes war er ein Österreicher geblieben, der am Schicksal dieses Landes nach dem Zweiten Weltkrieg tätigen Anteil nahm. Als Mitbe-

gründer hat er seine wissenschaftliche Autorität in den Dienst des Wiener Instituts für Höhere Studien gestellt, dem er bis in seine letzten Tage eng verbunden geblieben ist.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung