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Licht ins Dunkel der Literatur

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In den 60er Jahren sind „die Grazer” erfolgreich ausgezogen, um das Publikum ein unterhaltsames Fürchten zu lehren. Durch die subtile Unver-ständlichkeit ihrer Texte haben sie den - durch Kriegs- und Nachkriegszeit sowieso reichlich verunsicherten und schuldbewußten Intellektuellen das Gruseln ob der eigenen Dummheit beigebracht. Nur die „Sekundärliteratur” der Universitäten konnte hier den nötigen Nachhilfeunterricht gewähren: So kam es ähnlich wie bei den Mitgliedern von Schriftstellerverbänden und Klubs, diesen Hilfsund Lobgemeinschaften, zu einem Kurzschluß des Ruhms zwischen Produzenten und Agenten. Freilich, die Bücherkundschaft kümmert sich darum nicht. Deshalb verlangt die Verlagskrise eine allmähliche Umkehr.

Lange davor (1975) hat aber Friederike Mayröcker mit ihrem Prosabuch „Das Licht in der Landschaft” wesentlich dazu beigetragen, anheimelnde Verständlichkeit ins Dunkel der Literatur zu bringen: Sicherlich die Spontanreaktion der bedeutendsten Frau innerhalb der österreichischen Avantgarde. In ihrem Gedichtband „Das besessene Alter” setzt sie diese Linie weiter fort: „Frohe Weihnacht/bis zur Erschöpfung”. Hier ist nun jeglicher Kommentar ebenso überflüssig wie in einer ganzen Reihe von „Gelegenheitsgedichten”, in denen sich Kummer und Mitgefühl um die Mutter und den Lebenspartner unmittelbar ergreifend ausspricht.

Doch das ist nur eine der Facetten. Noch gibt es genug zu knabbern, es sei denn, man überlasse sich staunend dem „Strahlenkrnaz der Assoziationen” oder auch der Bilderflucht, in der die Welt abgepaust wird: „eine vollendete Kreuzung zwischen Diebstahl, Lotterie und Schlampigkeit.”

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