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Liebe zu den drei Emanzen

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Nein, es handelt sich nicht um die „Liebe zu den drei Orangen“ von Prokoffjew, und „Emanzen“ ist daher kein Druckfehler. Gemeint sind vielmehr jene „Drei Engel für Charlie“, die in Hinkunft, mit „Serpico“ alternierend, unsere Montage verschönern sollen. Denn, um Bert Brecht zu zitieren, „im Gegensatz zum wirklichen Leben“ sind die drei emanzipierten jungen Damen, die sich im Auftrage Charlies detektivisch betätigen, durchaus attraktiv.

Charlie selbst bleibt vorläufig gesichtslos, gibt seine Anweisungen per Telefon und führt im übrigen, wie man so hört, ein idiotisches Playboyleben in Badezimmern, auf Jachten und mit Wegwerfmädchen. Mordfälle werden aufgeklärt und es geht ums große Geld. Denn während „Serpico“ die grauenvollen Slums des freiesten Landes der Welt durchstreift, bewegen sich Charlies Engel in jenen ebenso widerlichen Sphären, in denen man sein Geld nicht, wie in Europa, versteckt, sondern herzeigt, und in denen man glaubt, vornehm zu sein, wenn man vornehm tut.

So findet denn auch ein Riesenverbrauch an Privatflugzeugen, Rolls Royces und ebenso teuren wie geschmacklosen Hotelsuiten statt. Manchmal geraten die drei Emanzen in Bedrängnis, sonst wär's ja fad, und manchmal, sonst wär's ja fad, benützen sie Wegwerfjünglinge.

Ein Vorschlag: man setze den Serpico auf die drei Emanzen an oder umgekehrt, und warte, was dabei herauskommt. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Aber auch der große William Shakespeare wird uns durch die nächsten Wochen begleiten. Ein wenig langatmig und mit großem Aufwand an Kostümen, Perücken und Kulissen, wie die Engländer es heben. Eine Warnung am Rande: die dargestellten historischen Ereignisse stimmen, und sie stimmen auch nicht.

Nicht der Earl of Southamp-ton, der den Dichter protegierte und auf Reisen bis zu Hamlets Schloß Helsingör mitnahm, war es, der Shakespeare mit Anträgen verfolgte. Homoerotische Neigungen gab es vielmehr auf Seiten des Genius und man konnte den geheimnisvollen Mr. W.H., dem die qualvolle Leidenschaft des großen William galt, mit einem Londoner Faschingsprinzen identifizieren. Unbekannt blieb bis heute nur die „dark lady“, mit der sich dann der hübsche Junge und der große Dichter gemeinsam abgaben. Man lese die Sonette.

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