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Liebster Maxi

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Warum man im wjlhelminischen Deutschland Kaiser Maximilian I. als den „deutschesten” aller Habsburger zu propagieren pflegte, bleibt unerfindlich. In Wirklichkeit war Kaiser Max mütterlicherseits Portugiese, und väterlicherseits muß man fünf Generationen zurückgehen, um auf einen Deutschschweizer und eine Tirolerin zu stoßen. Dagegen waren gerade jene Ururenkel Maximilians, die der wilhelminischen Geschichtsschreibung als besonders „verwälscht” galten, allesamt Söhne deutscher Prinzessinnen.

Maximilian I. war auch keineswegs ein „letzter Ritter”, sondern viel eher der erste moderne Europäer. Die Journalistin und Verlags-lektorin Christa Dericum hat seine Geschichte geschrieben, und dieses Buch liest sich leicht und angenehm. Die im Bundesdeutsch-Deutschen unvermeidlichen Amerikanismen, Fehlkonstruktionen und Schnodderwörter übersteigen nicht das Maß des Zumutbaren. Aus den Zeilen und vor allem zwischen den Zeilen tritt das faszinierende Charakterbild des Menschen Maximilian hervor.

Was Christa Dericum erwähnt: die Briefe „Maxis” an den „lieben Herrn Prüschenk”, Briefe, die an Offenherzigkeit nichts zu wünschen übriglassen. Was Christa Dericum nicht erwähnt: daß man den Kaiser wiedergefunden hat. Als nach argen Bombenschäden die Georgskapelle in der Burg von Wiener Neustadt restauriert wurde, fand man Maximilians Reste so, wie er es testamentarisch verfügt hatte, unter den Stufen des Altars, „ damit der Priester auf ihn trete”, im Büßerhemd aus Sackleinen, mit Kalk Übergossen, „damit alle Welt wisse, was für ein armer Sünder er doch gewesen sei”.

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