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Macht

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Ein Jüngling las im Schaufenster einer Buchhandlung die Parole: „Das Wissen ist die größte Macht.“

Da er dringend Macht brauchte, um der sommersprossigen Ilse zu zeigen, was sie verlor, als sie ihn abwies, begann er Bücher zu kaufen.

Zuerst kaufte er einen dicken Roman und las ihn. Er fühlte sich aber nach der Lektüre nicht mächtiger. Und doch half ihm das Buch, einen stärkeren Jungen zu besiegen — als der die Macht des Wissens bezweifelte, hat er ihm mit dem schweren Volumen eine Beule auf die Stirn gesetzt.

Er wechselte über zur wissenschaftlichen, dann zur militärwissenschaftlichen Literatur. Dennoch hatte er nicht das Gefühl, Macht zu besitzen.

Schließlich wollte er eine Enzyklopädie bestellen, weil sie wahrscheinlich die ganze Macht des Wissens enthält. Eine Enzyklopädie durchzustudieren, dauert ziemlich lange. Der junge Mann hatte es aber eilig, weil Ilse immer älter wurde; sie war schon fast siebzehn.

Deshalb legte er sich ein chemisches Handbuch und Chemikalien zu und bastelte eine Bombe: endlich ein Machtinstrument. — Man muß sehr vorsichtig sein, wenn man Parolen ausgibt — sie haben nun mal die Eigenschaft, falsch verstanden zu werden.

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