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Madchenfrisch melancholisch

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Liebe und Verständnis für das Werk von Friederike Mayröcker sind nur demjenigen gegeben, der sich in der Kunst auf Außergewöhnliches einläßt: Auf Geschichten ohne Story, Sätze ohne Syntax, auf anonym Subjektives, exemplarisch Individuelles, mädchenfrisch Melancholisches, auf poetische A bstraktionen, grammatikalische Paradiese und assoziative Utopien. F. M. wird in diesen Tagen 60 Jahre alt. Wie unglaublich!

Seit es mit der österreichischen Literatur nach 1945 wieder begann, ist sie ganz vorne dabei. Die radikale Kleinschreibung hat sie wieder verlassen, ihren radikal aufs Schreib-Dichten ausgerichteten Lebensstil aber nie. Ihr Werk ist mannigfacher, bunter, launiger, kompromißloser denn je. Sie lebt ungesellschaftlich, ohne aber Einzelgängerin zu sein. Wer das Glück hat, die scheue, zurückhaltende .iFritzi" persönlich zu kennen, hat es mit einem Menschen von fast unirdischer Güte und Bescheidenheit zu tun.

Mayröckers Schreibweise ist unösterreichisch, sie hat den Anschluß an die großen interessanten Strömungen der europäischen und an-gloamerikanischen Gegenwartsliteratur erreicht: Surrealismus, A bstraktion, Popart. Wir müssen, dürfen stolz sein auf sie, und wir wünschen uns, daß ihre, wenn auch qualvolle, „Reise durch die Nacht" (Erzählung 1984) noch lange nicht zu Ende geht.

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