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Mahnende Stimmen

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Bis zu welchem Punkt kann, ja muß sich die Kirche in Lateinamerika mit Politik abgeben, ohne verdorben zu werden? Führt soziales Engagement dort nicht direkt in die Politik? Bedeutet Politik aber nicht Korruption?

In Form von Tagebuchnotizen schildert der bekannte holländische Theologe Nouwen den ungeheuren Abgrund, der sich zwischen unserer Welt des Wohlstandes und der lateinamerikanischen Wirklichkeit auftut.

Er wohnte einige Monate bei Freunden im Armenviertel in Co-chabamba, Bolivien. Aus diesen hautnahen Erlebnissen entsteht vor uns das Bild eines Volkes, das unter dem Eindruck des Karfreitags lebt, sich mit dem leidenden Herrn eins fühlt, Ostern aber und die Auferstehung nicht zur Kenntnis nimmt.

Zwei Kirchen begegnet dort der Autor, die heute bereits so weit sind, daß sie kaum mehr miteinander reden können. Die Kirche, die von Gott spricht und sich kaum auf die Alltagswirklichkeit bezieht, in der Menschen leben; und jene, die vor allem den Freiheitskampf der Armen auf ihre Fahnen geschrieben hat, aber von Gott und seiner Erlösung so gut wie nichts weiß.

„Der Unterschied zwischen den Reichen und den Armeen liegt darin..., daß es den Reichen leichter fällt, ihre Sünden als Tugend auszugeben", sagt der Autor.

Segundo Galilea, ein Vertreter der Theologie der Befreiung, meint: „Eigentlich muß sich jeder Christ mit dem Bibelwort: Keiner von euch kann mein Jünger sein, wenn er nicht auf all seinen Besitz verzichtet, auseinandersetzen."

WOHIN WILLST DU MICH FUHREN. Geistliche Notizen aus Lateinamerika. Von Henri J. Nouwen. Verlag Herder, Freiburg-Basel-Wien. 1983. 255 Seiten, kart.. öS 193.40.

CHRIST WERDEN ZUR BEFREIUNG. Persönliche Bekehrung und soziale Veränderung. Von Segundo Galilea. Otto Müller Verlag, Salzburg 1983.128 Seiten, öS 138,-.

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