7016929-1988_29_14.jpg
Digital In Arbeit

Menasses Erstling

Werbung
Werbung
Werbung

Als einen umgedrehten Entwicklungsroman könnte man das erstaunliche Erstlingswerk „Sinnliche Gewißheit“ des Wiener Autors Robert Menasse lesen.

Im Gegensatz zur Hegeischen Ansicht, die Menschheit befinde sich bereits im Stadium des „absoluten Wissens“, sieht Professor Singer, eine der zentralen Gestalten des Buches, den Menschen auf die erste Stufe, eben „die sinnliche Gewißheit“ zurückgeworfen. In der „Bar jeder Hoffnung“ trifft sich die deutschsprachige Gemeinde von Säo Paulo.Dort gehen die Menschen ihren mehr oder weniger merkwürdigen Zeitvertreiben nach und verfallen dem Irrtum, alle Vorgänge seien logisch und in sich schlüssig. Sie bemerken nicht, daß die einzige Logik in ihrem Leben die Chronologie der Ereignisse ist. Keine darüberstehende Ordnung bestimmt ihr Leben, sondern bloß dieser unkontrollierte Ablauf des Lebens.

Dieses manchmal vielleicht etwas zu kopflastige Buch verdankt seine Spannkraft dem spontanen Nebeneinander von entspannter Erzählweise und ungehemmtem Drauf-los-Philoso-phieren. Eine lohnende Entdek-küngsreise für all jene, die Lesen noch als Abenteuer des Geistes empfinden.

SINNLICHE GEWISSHEIT. Von Robert Menasse. Rowohl Verlag, Hamburg 1988. 314 Seiten, öS 84,20

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung