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Menschenschicksale"

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Dem „Kasuar" - jenem Roman, durch den Mander vor einem Jahr als bis dahin unbekannter Autor berühmt wurde - folgen jetzt Erzählungen aus zwanzig Jahren: thematisch und stilistisch vielfach Variationen zum „Kasuar", zum Teil mit denselben Personen. Trotz dieser Bezüge zeigt sich aber ein wesentlicher Unterschied. Im „Kasuar" tauchten um die Zentralfigur namens Rausak Menschen nur als Schemen auf, blitzlichtartig beleuchtet, hier gewinnen Menschen aus Fleisch und Blut Leben, hineingestellt in eine scharf gesehene Umwelt und harte Wirklichkeit.

Der gemeinsame Nenner, der sich für diese Erzählungen finden läßt: ein Mensch - ein Schicksal, und oft genug sind es Schicksale von Menschen - von Verstörten und Zerstörten - jenseits normaler Maßstäbe. Vom Schicksal gefordert ist der Mensch in der Technik, in der Natur/überall. Der eine besteht vor seiner. Aufgabe, der andere zerbricht daran wie jener Museumswärter in der Titelerzählung, der in seinen wahnhaften Selbstgesprächen von dem Tuch der Geiger redet, mit dem sie sich in ihrer Unvollkommenheit und Zeitlichkeit von ihrem Instrument isolieren, aus dessen Gehäuse das Zeitlos-Vollkommene zu ertönen vermag.

Angesichts dieser Titelerzählung mit ihrer Allegorie und ihrem weicheren Sprachduktus bedauert man, daß das Entstehungsjahr nicht angegeben ist, bjer wie überall - mit einer Ausnahme: der Klappentext verrät, daß als letzte Erzählung die vom „Stromer" entstand. Thema ist auch hier die Diskrepanz, in der der Künstler zur realen Welt steht.

DAS TUCH DER GEIGER. Von Matthias Mander, Styria-Verlag, Graz 1980, 250 Seiten, öS 229,50

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