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Metaphysik der Nation

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Die politische und militärische Konfrontation zwischen den Staaten Indochinas bildet den Hintergrund einer universalgeschichtlichen Studie des Südostasienspezialisten Benedict Anderson. Der Autor, Bruder des bedeutenden marxistischen Historikers, schildert meisterhaft die ambivalente Rolle des Nationalismus seit seiner Entstehung im 18. Jahrhundert: als Legitimation und Gefährdung von Herrschaft, als Systemsicherung europäischer Dynastien ebenso wie als Basis revolutionärer Bewegung.

In Abgrenzung zu marxistischer und liberalistischer Doktrin leistet Anderson eine psychosoziale Begründung nationalistischer Haltungen. Historisch aus der Verbreitung von Schriftsprache und Volksbildung erwachsen, verwirklicht sich die nationalistische Projektion im gemeinsamen Sprachgebrauch und im Kunstwerk — solcherart grundsätzlich von verstiegenem Rassismus geschieden, der dem Autor als Resultat des Klassendenkens erscheint.

Aus dem schmalen Band des amerikanischen Wissenschaftlers spricht die Kraft zu weitgreifender Untersuchung wie zu präziser Synthese.

DIE ERFINDUNG DER NATION. ZUR KARRIERE EINES FOLGENREICHEN KONZEPTS. Von Benedict Anderson. Campus Verlag, Frankfurt am Main, New York 1988. 216 Seiten, kart., öS 154,40.

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