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Metastasen

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Der Tod der Wörter durch das eilige Konkurrenz-Gedränge in den Medien, das epidemische Sterben aller noch und noch so aufgeputzten Ich-Signale treibt immer neue Wucherungen in fahler Monotonie hervor.

Mit dem Zwang zur Kürze kam die Hauptwörterinflation; wer darüber hinaus will, hochstapeln möchte, ersetzt die Sache durch eine Neubildung nach der Art des Begriffs für die Theorie, die Lehre, die Methode, und schon kann es kaum einer lassen:

In wenigen Wochen vermehren sich quer durch die elektronischen und die Print-Medien, durch die Verlage und die Redaktionen neben Moralistik und The-rapeutik, Biographik und Nekro-logistik, Realistik, Phantastik, Kontrapunktik, Heroik, Bukolik, Hymnik und Ikonik (neben Ikonographie und Ikonologie).

Dionysiker haben da nicht mehr lange zu warten. Erraten. Sie verschaffen uns die Appolliniker.

Idyllismus, von zwei Polit-Au-guren kreiert, überrascht so wenig wie Verschlankung; wer würde jetzt noch von Abmagerung reden? Unsere Agenda bedürfen der Konzeptionierung, genauer: der konzeptionellen Diskussion — so der Ministerpräsident von Baden-Württemberg.

Problemen müssen wir konzeptiv, argumentativ oder komposi-tiv beikommen, sonst könnt's re-signativ werden oder theologal.

Hulda Spitz bewundert die Mü-nifizenz der Wiener Stadtverwaltung); das hat doch wohl mit der Präsenz von Jung-schmocks in ihren Kreisen zu tun, oder mit der Rasanz ihrer Feder. In Frankfurt muß sie sich um die Akzeptanz ihrer Stimmungsbilder aus Wien nicht sorgen (aus der FAZ stammen nicht wenige Beispiele).

Die Akzeptabilität von Mißgeburten wie Professionalität, Ho-stilität, Seigneuralität und Kom-munalität steht außer Zweifel; man hält sie, mit HHH, dem Riesenautor vom Bisgmberg, am besten für sensationelle Unerheblichkeiten.

Wer möchte sich schon wegen Unsorgfältigkeiten in Erregtheiten stürzen? Tödlichkeiten bietet Horst Sterns Umweltmagazin.

Wie man sich abschützt, weiß und sagt Konflikt-Hacker im ORF. Jedermann kann lange schon absehen, abschätzen und gewiß auch aufbereiten. Nur, die Arbeitslosenziffer absenken zu wollen, blieb vorerst unserem Sozialminister vorbehalten; er hat offenbar auch vor den Sprachsünden des Angebers keine Hemmungen.

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