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Seit den Revolutionen von 1989, die die spätstalinistischen Regime Ostmitteleuropas in ihrer Morbidität hinweggefegt haben, wird es zunehmend selbstverständlich, daß immer mehr Werke auch von Schriftstellern und Intellektuellen dieser Länder übersetzt und im Westen gedruckt werden.

Ein in vielerlei Hinsicht charakteristisches Werk liegt nun von dem rumänischen Religionswissenschaftler Andrei Plesu vor: Der Titel „Reflexion und Leidenschaft” spiegelt die Situation, in der es geschrieben wurde, nämlich noch unter dem alten Regime, wofür der Autor mit Verbannung bestraft wurde. „In einem tyrannischen Regime hat es keinen Sinn, große Reden über große Ziele zu halten; das hieße, das Geschäft der Heuchler zu besorgen, die sich unangreifbar fühlen, da sie in den wesentlichen Dingen, die der großen Moral angehören, fehlerfrei zu agieren vorgeben. Die kleine Moral hingegen ist eine des Weges, nicht des Zieles; klein ist sie auch, weil sie nicht die Ethik des Gelehrten ist.” Die Botschaft, die Plesu allen Ungeduldigen mitgibt ist die: „In Bewegung zu warten, schon durch unsere Erregung zu verkünden, daß wir etwas erwarten”.

Gerade wegen seiner prononcier-ten Anspruchslosigkeit ist dieses Büchlein aus echt christlichem Geist die Vorstufe zu einer anspruchsvollen Ethik, einer gelebten, und nicht nur beredeten. „Reflexion und Leidenschaft,, ist ein erregendes Zeugnis eines Denkens, das die Erfahrungen einer hoffentlich überwundenen Epoche fruchtbar in die Hoffnung auf eine „Neue Welt” einbringt.

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