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Mißgeburt

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Von T. H. White gibt es vor allem einen grandiosen und voluminösen „arturischen Roman", der 1978 in einer sehr guten Ubersetzung bei Klett-Cotta erschienen ist: „Der König auf Camelot." Das englische Original hat demgegenüber einen Vorsprung von zwanzig Jahren und gehört inzwischen bereits zu den Klassikern.

T. H. White, sonst eine eher tragische Existenz, hat den Triumph dieses seines Hauptwerks noch erlebt, bevor er 1964 starb. Erst 1977 kam dann „The Book of Merlyn" heraus, dessen sich nun der Eugen-Diederichs-Verlag angenommen hat. Es gibt sich als fünfter Teil des „Königs auf Camelot" aus - oder wird zumindest als solcher ausgegeben. Abgesehen von der kaum unterbietbar miserablen Übertragung ist es mehr ein Fall für einen Detektiv als einen Rezensenten.

Was ist da passiert? Handelt es sich um einen nachgelassenen Entwurf, den der Verlag mit so kruden Methoden aufgefettet hat? Wollte der vom Alkohol aufgeweichte White den Anschluß an sich selbst finden? Vielleicht würde man sich damit auseinandersetzen wollen, wenn der Anlaß ein wenig gewichtiger wäre, so aber vergißt man es lieber: zusammen mit den Essays von Frederik Hetmann über Merlin und T. H. White, die ein paar nette historische Details beitragen, aber keinen Anhalt dafür geben, wer der Mörder oder Dieb gewesen ist.

DAS BUCH MERLIN. Von T. H. White. Eugen Diederichs-Verlag, Köln, 2S6 Seiten, öS 229,50

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