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Mißverstanden

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Bei den Salzburger Osterfestspielen endet heuer eine Ära: Sir Georg Solti geht; als künstlerischer Leiter folgt ihm 1994 Claudio Abbado.

Solti verabschiedete sich nun am Pult der Berliner Philharmoniker mit Verdis „Falstaff' im Großen Festspielhaus. Ein Triumph für den Maestro, der der Aufführung musikalischen Glanz und unverwechselbares Profil gab, ohne das klägliche Mittelmaß der Inszenierung kaschieren zu können.

Denn Luca Ronconi - sonst für avantgardistisch-mutige Regiearbeit gut - ließ sich von der Riesenbühne zu verschwenderischer Üppigkeit und Protz verführen. Mit seinem Ausstatterteam (Margherita Palli, Vera Mar-zot) füllte er den Raum mit erschrek-kend häßlichen Gebäuden, Kellern, Hallen und Gärtchen (im Mussolini-Stil). Im Finale senkt sich der königliche Wald von Windsor als rotschimmernde Traumlandschaft über den schlafenden Sir John. Ein peinliches Mißverständnis: Die Maskerade Sir Johns als Traumspiel und seine letzte Amour als Sommernachtsalptraum.

Sehr unausgewogen wirkt aber auch die Besetzung: Jose van Dams Sir John ist weder ein böser Krakeeler, noch ein versoffener Dickwanst und schon gar kein kauziger Charmeur. Er bleibt blaß und ist vor allem stimmlich kein Falstaff. Luciana Serra und Paolo Coni sind ein sympathisches Ehepaar Ford, Marjana Lipovsek eine pfiffige Mrs. Quickly und Elizabeth Norberg-Schulz eine bezaubernde Nanetta. Die übrigen passen ins Mittelmaß einer Produktion, die sich von den O sterf Festspiel-Inszenierungen der guten alten (Karajan-)Zeiten eigentlich kaum unterscheidet.

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