7062349-1991_41_18.jpg
Digital In Arbeit

Mit der Wucht der Sprache

Werbung
Werbung
Werbung

Zunächst erscheint das Buch sperrig. Mag sein, daß die darin sich offenbarende Suche nach dem Erlebnis und dessen sprachlichem Ausdruck keinen freudigen Klang und zwingenden Rhythmus wahrnehmen will, daß dadurch etwas wie Zuversicht fehlt. Die Texte erschließen sich langsam, die Poesie ist nicht leicht zu erkennen, da das Konkrete und Harte im Vordergrund steht. Hinderlich sind auch die „Zäune", die, wie der Titel des Buches verkündet, sehr sachlich beschriebene „Stilleben" schützen, Abbildungen nämlich von Menschen, die menschlich tot, man könnte auch sagen: lebende Leichname sind. Kontrapunktisch dazu in Bildern hat Hermann Permann das Thema des „Pflastersteins" einfügen wollen, welcher das Leben wo immer erdrückt und begräbt, trotz Bischofsmütze und Kreuz, trotz Dichtung und Kunstwetk und blühenden Gärten.

Der Dichter ist wie selten einer bemüht, für unsere Zeit die richtigen, schlagenden Worte zu finden. Wie wäre denn auch einer engstirnigen Welt, die sich dem Sehen verschließt und scheinheilig nur nach dem Mehr giert, anders entgegenzutreten als mit der Wucht einer Sprache, die das hic et nunc, den Ort und die Zeit, unmißverständlich festnageln kann, mit dem eindeutigen „Punkt auf dem i". Das versteht dieser Dichter, und sein gültiges Wort verdient Beachtung.

STILLEBEN MIT ZÄUNEN. Von Konrad Rabensteiner. Mit sieben Radierungen von Hermann Permann. Edition Raetia, Bozen 1991. 120 Seiten.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung