7032531-1989_36_14.jpg
Digital In Arbeit

Mittelalterliche Farbenpracht

Werbung
Werbung
Werbung

„Es ist eine neue Zeit, die hier spricht“, gerät ein Kunsthistoriker bei der Beschreibung einer Miniatur des Evangelistars aus der Kölner Kirche Groß Sankt Martin ins Schwärmen. Erstmals werden alle Miniaturen dieser Handschrift aus der ehemaligen Benediktinerabtei vergrößert und in brillanten Farbdrucken veröffentlicht.

Vermutlich zwischen 1227 und 1235 entstanden, wurde der Codex noch im 18. Jahrhundert für die Liturgie benutzt, ehe er über Paris nach Brüssel in die Bibliotheque Royale gelangte. Im ersten Teil der Monographie behandelt der Autor das historische Umfeld, würdigt die Handschrift in ihrer kunstgeschichtlichen Bedeutung und ordnet sie in die Geschichte der Kölner Buchmalerei ein Im zweiten, wichtigeren Teil folgt eine sachkundige Beschreibung der einzelnen Miniaturen, bei denen sich trotz eines einheitlichen Gesamtstils verschiedene Maler -mit unterschiedlichen Begabungen - nachweisen lassen.

Eine „Revolutionierung der christlichen Kunst“ (Otto Pacht) dokumentiert die „Grablegung“, in der ein neues religiöses Sentiment zum Ausdruck kommt. Das Motiv des Ins-Grab-Senkens leistet mehr als eine bloße Illustration des Textes der Perikope. Die Darstellung löst das Geschehen vom historisch Überlieferten und gibt ihm den Charakter des meditativen Andachtsbildes.

DAS EVANGELISTAR VON GROSS SANKT MARTIN. EIN KÖLNER BILDERZYKLUS DES HOHEN MITTELALTERS. Von Emst Günther Grimme. Herder Verlag, Freiburg 1989.112 Seiten, öS 608/40.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung