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Mitteleuropa subjektiv

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Kein Besucher des ostmitteleuropäischen Raumes wird sich dem eigenartigen Zauber entziehen können, den dessen endlose Weiten und langgestreckte, sanfte Bergrücken auf den Betrachter ausüben. Ebensowenig wird er einem tiefen Eindruck von Ödnis entgehen, die aus der jüngeren Geschichte dieser Kulturlandschaft rührt.

Von all dem ist in der „Spurensicherung“ Roman Schnurs wenig zu verspüren. Jene Sammlung von Gesprächen, Briefwechseln und Reiseerfahrungen, die der Rechtsgelehrte vorlegt, leidet spürbar an Gegenwartsferne und Zukunftsab-gewandtheit. Die Kriegs- und Nachkriegsgeschichte des 20. Jahrhunderts, um die es dem Verfasser im wesentlichen zu tun ist, wird meist nüchtern, zeitweilig aber mit einer einseitigen Betonung deutscher Verantwortlichkeit für die Wendungen der Historie erzählt. Weshalb umgeht Schnur etwa die grauenhaften Vertreibungsverbrechen, die an Millionen Deutschen und Österreichern verübt worden sind? Diese Unausgewogenheit stimmt bedenklich und findet sich leider auch in der gerafften Darstellung der mitteleuropäischen Visionen des deutschen Schriftstellers Konstantin Frantz (1817 bis 1891).

Claudio Magris würzt das Buch mit einer prägnant-pointierten Einleitung, die die neuesten Entwicklungen des Mitteleuropa-Gedankens trefflich zusammenfaßt.

TRANSVERSALE. SPURENSICHERUNG IN MITTELEUROPA. Von Roman Schnur. Eingeleitet von Claudio Magris. Karolinger Verlag, Wien 1989.174 Seiten, öS 220,-.

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