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Mystisch

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Der russische Autor Friedrich Goren-stein, geboren 1932 in Kiew, verlor seine Eltern schon als Kind während der Säuberungen der Stalin-Zeit. Aufgewachsen in einem Waisenhaus, wurde er erst im Rahmen der Entsta-linisierung 1962 „rehabilitiert”. 1964 konnte er seine erste und für die Dauer des kommunistischen Regimes auch einzige Veröffentlichung „Das Haus mit den Türmchen”, eine Novelle, erreichen. 1979 emigrierte er nach Westberlin, wo er auch heute noch lebt.

In seinem Roman „Psalm” versucht Gorenstein, den Verfolgten und Ermordeten der Stalinzeit ein literarisches Denkmal zu setzen. Inwieweit das gelungen ist, wage ich nicht zu beurteilen. Das Werk ist von einer derart mystischen Religiosität getragen, daß man zeitweilig meint, einen russischen Roman aus der Jahrhundertwende zu lesen, und es einem sehr schwer fällt, die Bezüge zur Realität herzustellen. Viele der verwendeten Mystizismen eignen sich nach meinem Dafürhalten kaum oder nur sehr unzureichend zur Beschreibung einer Wirklichkeit, die ihren Ausdruck in Massenmord und paranoider Vernichtung selbst der eigenen Parteigänger fand.

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