Es gibt in der neueren, deutschsprachigen Literatur offenbar ein Patentrezept, nach dem Romane geschrieben werden:
Man nehme eine Landschaft, die jeder mit irgendwelchen eigenen Klischeevorstellungen ergänzen kann. Derzeit besonders beliebt: die Toskana. Dazu garniere rnan einige Reizworte, die ebenfalls irgendein Bild im Kopf des Lesers hervorrufen, aber dem Autor ersparen, diese Bilder selbst zu erzeugen: Fernet Branca, Billie Holiday, Bertolucci. Wenn man dann noch ein paar Worte in der Landessprache einstreut, ist Lokalkolorit garantiert. Das im Klappentext beiläufig erwähnte Wort „Psycho-thriller" erledigt den Rest. Hat man außerdem auch noch nichts zu erzählen, das dafür aber 192 Seiten lang -dann hat man das, was manche Verlage offenbar unter einem modernen, deutschsprachigen Roman verstehen.
Der Schweizer Christian Haller ist in seinem Erstlingswerk „Strandgut" nach obiger Anleitung verfahren -dem Ergebnis nach zu schließen.
STRANDGUT. Von Christian Haller. Luch-terhand Literaturverlag, Frankfurt 1991. 192 Seiten, öS 232,40.