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Näher durch Verfremdung

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(Schauspielhaus, Wien; „König Lear" von William Shakespeare) Hans Gratzer fand einen neuen Zugang zur Tragödie des alten Königs, der mit seiner jüngsten Tochter untergeht, nachdem er sie in seiner Verblendung verstoßen hat. Gratzer erkannte, daß es beim „Lear" darauf ankommt, sich vom abgegriffenen Regie-Kleingeld zu befreien.

Anleihen beim japanischen Theater (herrliche Kostüme von Ina Peichl, japanische Kampfweisen, die Kiefer auf der Bühne) bringen nicht nur ästhetischen Gewinn. Sie bannen die Langeweile.

Auch die massive Mauer auf der Bühne, die Licht- und Klangeffekte helfen Bedingungen zu schaffen, unter denen der „Lear" neu, unmittelbar, nah wirkt und selbst Besetzungsschwierigkeiten zur Herausforderung werden. Gestalten neu zu sehen.

Eine Frau, Trude Hajek, als Graf Gloster? Zerbrechlichkeit und Schmerz zehren alles andere auf. Eine Frau, Tatja Seibt, als Narr? Leichter deutscher Akzent stempelt ihn zum außenstehenden Kommentator, seine entsetzte Mimik verstärkt die Entsetzlichkeit dessen, was er beobachtet.

Ein „viel zu junger" Justus Neumann als Lear? Die tragische Figur wird archetypisch, nicht verkalkt, sondern verblendet am Beginn, zu Tode getroffen am Ende eines Abends, der sich nach fast vier Stunden zu ergreifender Wucht steigert. Hans Gartzers .JLear" setzt Maßstäbe.

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