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Namenlose Stadt

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„Wenn ich als jüngerer Mann diesen Tag“ — die Besichtigung der Grabungsstätte auf dem Magdalensberg — „erlebt hätte, wäre ich vielleicht Archäologe geworden“. Dieses Wort des Bundespräsidenten Schärf steht zwar nicht als Motto über Obermayrs Magdalensberg-Buch, aber es hat darin seinen sehr berechtigten Platz, illustriert es doch die ungeheure Faszination, die die Forschungen und Ausstellungen im Raum der immer noch für uns Heutige namenlosen Stadt ausstrahlt.

Der Autor nimmt sich nun die Mühe — ähnlich wie schon 1967 in seinem Band über Carnuntum — ebendiesen Laien, echtes Interesse freilich vorausgesetzt, auf den Magdalensberg zu führen und ihn mit den Funden auf dem Berg, vor allem in der Stadt auf dem Berg, aber auch mit den Resten Virunums auf dem Zollfeld und mit einzelnen Zeugnissen aus den umliegenden Gebieten Schritt für Schritt vertraut zu machen. Das Buch ist kein eigentlicher Führer; es ist Vorbereitungs- letküre und in noch größerem Maße geeignet, Betrachtungen nach der Besichtigung anzustellen und sich sogar ohne Lokalaugenschein mit den wissenschaftlich gesicherten Fakten wie mit den Rätseln auseinanderzusetzen.

Obermayr zeigt sich allenthalben ebenso objektiv wie engagiert. Einzige Ausnahme ist dabei vielleicht seine Festlegung auf die Theorie, die Stadt auf dem Magdalensberg sei die gleichnamige Vorgängerstadt von Virunum auf dem Zollfeld, die sich bis dato auf ein einziges Inschriftenbruchstück stützt. Aber die Grabungen werden fortgesetzt und vielleicht wird die Öffentlichkeit bald mehr wissen. Selbst dann aber wäre Obermayrs Buch nicht überholt.

KELTEN UND RÖMER AM MAGDALENSBERG. Von August Obermayr. österreichischer Bundesverlag, Wien. 251 Seiten, 4 Färb- und 32 Schwarzweißtafeln, zahlreiche Pläne und Skizzen. S 200.—.

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