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Mit großer Freude ist zu registrieren, daß Verlage im ausufern- den Angebot von stets Neuem (nicht immer Besserem) hin und wieder auch wahre Schätze von gestern bieten. Mechtilde Lichnowskys Roman „Delaide“ ist ein solcher. 1935 erstmals erschienen, galt dieser Roman sofort als der beste der Autorin.

Es ist die stilistisch brillante und eigenständige Schilderung einer Ehe in adeligem bis großbürgerlichem Milieu der Jahrhundertwende. Schauplätze sind vorwiegend die Städte Florenz, Rom und Venedig, die mit eingehender Liebe geschildert werden.

Die Ehe, die vor dieser feinsinnig betrachteten Kulisse ihren Verlauf nimmt, gerät nicht zur Idylle. Beide Partner leben, ohne eigentlich etwas dafür zu können, aneinander vorbei, kränken einander, später vernichtet einer den anderen sogar.

Großartig zeigen Gespräche und Reflexionen die Wünsche und Sehnsüchte der Ehefrau auf, die aus ihrer

Sicht allein dem Mann die Schuld an ihrem Nicht-Verstanden-Sein gibt. Hätte er kraft seiner Erziehung und Rolle von damals viel anders können?

„Aus der Sicht der Frau“ heißt in diesem Fall, daß hier aus frühester Zeit ein Emanzipationsdokument ganz erster Ordnung vorgelegt wird, ebenso zwingend in seiner Analyse wie seiner Poesie.

DELAIDE. Von Mechthilde Lichnowsky. Kösel-Verlag, München 1980. 301 Seiten, öS 25,60

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