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Neue Ethik

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„Der fundamentale Maßstab, aufgrund dessen das dem christlichen Glauben entsprechende Verhältnis von Glaube und politischer Vernunft beurteilt werden kann, ist Jesus Christus; als der Weg (die Methode), die Wahrheit (die Theorie) und das Leben (die Praxis): die Liebe.“

Nicht blutleere Prinzipienmoral, nicht hemmungslose Willkürmoral, sondern lebendige Erfahrung in überschaubarer Gemeinschaft führt Herwig Büchele zu einer ausgewogenen Kritik an der politischen Wirklichkeit. So gelangt er zu den Grundzügen einer künftigen christlichen Soziallehre: „komponierende Ethik“, „Kontrastgesellschaft“ und schöpferischer Konflikt statt Verdrängung, „relativ Besseres“ statt des „kleineren Übels“.

Die „komponierende Ethik“ konzentriert ihre Aufmerksamkeit auf die handelnden Menschen. Sie nimmt Elemente von dem, was überwunden werden soll, und setzt in lebendigem Geschehen neue Elemente hinzu. „Komponierendes Handeln“ hat den Charakter einer Komposition, deren Gestalt beim Beginn des Komponierens geistig anwesend ist, die aber erst Takt für Takt entsteht.

Der Autor ist realistisch und ehrlich genug, um auf die praktischen Schwierigkeiten und Widersprüche seiner manchmal unrealistischen Modelle einzugehen. Trotzdem fordert sein Buch heraus und schenkt Hoffnung, weil es ohne Vernachlässigung menschlicher Eigenständigkeit („Natur“) an der richtigen Stelle ansetzt: an der Person Jesus Christus als der Norm christlichen Handelns („Gnade“).

CHRISTLICHER GLAUBE UND POLITISCHE VERNUNFT. Von Herwig Büchele. Europaverlag, Wien 1987. 254 Seiten, kart.. öS 198,-.

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