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Jahrhunderte haben die Reichskleinodien, nämlich die Reichsinsignien, der Reichsornat und die Reichsreliquien, das römisch-deutsche Kaisertum repräsentiert. Vor allem die Wiener Krone und die heilige Lanze als Teil der Insignien hatten einen beträchtlichen Symbolwert, der auch nach dem Untergang des Reiches 1806 nicht verloren geht. Das zeigt Kubin in den beiden ersten Kapiteln, die -als Vorspann - die Überstellung der Reichskleinodien 1938 nach Nürnberg und die Legendenbildüngen um Hitler und die heilige Lanze schildern.

Die Geschichte der Reichskleinodien ist die Mitteleuropas der letzten zwei Jahrhunderte, vor allem die Österreichs; nur das fünfte Kapitel behandelt den Zeitraum vor 1789. Was den Kleinodien zustößt, sagt oft mehr über das Reich aus, das sie repräsentieren, als gelehrte Abhandlungen. So beobachtet der fünfzehnjährige Goethe 1764 die Krönung Josephs II. zum römisch-deutschen König, der sich „in den ungeheuren Gewandstücken ... wie in einer Verkleidung" einherschleppt, „so daß er selbst ... sich des Lächelns nicht enthalten" kann.

Die sorgfältig recherchierte Arbeit des Amateurhistorikers genügt allen wissenschaftlichen Ansprüchen. Kubin kritisiert zu Recht die zahlreichen Legenden - etwa die sogenannte „Mistfuhrfabel", derzufolge die Reichskleinodien 1789 auf einem Karren unter Pferdedünger aus Nürnberg weggeschafft worden sein sollen -, die nicht nurerfunden, sondern auch unnötig sind: die wirkliche Geschichte ist schon spannend genug.

DIE REICHSKLEINODIEN. Ihr tausendjähriger Weg. Von Emst Kubin. Amalthea Verlag. Wien/München 1991. 332 Seiten, öS 398.-.

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