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Neuer Glanz für die Operette

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Die Scharte ist ausgewetzt: Wien, die vielgepriesene Heimatstadt der Operette, in der in den letzten Jahren nichts so dürftig bedient war wie gerade diese Kunstgattung, besitzt endlich einen „Zigeunerbaron”, mit dem man Staat (und Staatstheater) machen kann. Die Staatsoper kann also ihre peinlich danebengegangene Produktion Werner Düggelins in der Versenkung verschwinden lassen. Und die Volksoper sollte die stürmisch bejubelte eigene Aufführung so oft wie möglich ansetzen. Denn das ist Wiener Operette - geschmackvoll, in der richtigen Mischung von Witz, Sentimentalem, Heroischem, Patriotismus… Wie es der goldenen Operettenära ansteht.

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Die Scharte ist ausgewetzt: Wien, die vielgepriesene Heimatstadt der Operette, in der in den letzten Jahren nichts so dürftig bedient war wie gerade diese Kunstgattung, besitzt endlich einen „Zigeunerbaron”, mit dem man Staat (und Staatstheater) machen kann. Die Staatsoper kann also ihre peinlich danebengegangene Produktion Werner Düggelins in der Versenkung verschwinden lassen. Und die Volksoper sollte die stürmisch bejubelte eigene Aufführung so oft wie möglich ansetzen. Denn das ist Wiener Operette - geschmackvoll, in der richtigen Mischung von Witz, Sentimentalem, Heroischem, Patriotismus… Wie es der goldenen Operettenära ansteht.

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Vor allem hat die Volksoper aber ein Team gefunden, das sich zum „Zigeunerbaron” Überzeugendes einfallen ließ. Regisseur Heinz Marecek und Bühnenbildner Pantelis Dessyllas ver trauten auf die Operette und ihre Ausstrahlung. Und das merkt man dieser Inszenierung auf Schritt und Tritt an. Das gibt ihnen die Sicherheit, sich nicht in sinnlosen Modernisierungen zu verzetteln, sondern diesen „Zigeunerbaron” mehr oder minder so zu spielen, wie er in der Partitur steht.

Vor allem Dessyllas hat einen Idealrahmen geschaffen: realistische Bilder von erstaunlicher Stimmungsdichte, Atmosphäre, zauberhafter Farbigkeit. Milder Pußtazauber und ein berük- kend schönes Büd der alten Kaiserstadt Wien. In fein schattierten Farben (Kostüme: Alice Maria Schlesinger).

Kunz, Holliday: „Zigeunerbaron” ohne Umfunktionierung

Die Bundestheater, deren Werkstättenchef Dessyllas ist, sollten diesen hervorragenden Mann oft für wichtige Aufgaben einsetzen. Sein Geschmack würde sich wohltuend bemerkbar machen.

Auch Marecek, der sich erstmals an Operette wagte, hat Erstaunliches geleistet. Gewiß, Otto Schenk blinzelt manchmal durch die Szenen. Und Marecek selbst wird noch manche Erfahrungen sammeln müssen. Vor allem für die großen Chorszenen, die manchmal durchhängen. Aber in der Führung der Hauptdarsteller, vor allem in den poetischen Momenten, hat Marecek mit viel Fingerspitzengefühl gearbeitet und stellenweise geht er sogar weit über landläufige Operettenregien hinaus. Da kommt Lustigkeit auf, die dennoch nie in Klamauk umkippt. Und das ist sehr viel!

Die Besetzung ist, dem Volksopernangebot entsprechend, erfreulich: Osvaldo di Pianduni ist zwar nicht der strahlende Tenor, der heldisch auftrumpft. Er macht’s mit mehr Spiellaune, mit Temperament; aber er weiß seine hübsche kleine Stimme vorteilhaft einzusetzen. Mirjana Irosch ist die blendend aussehende Zigeunerin Saf- fi: großes kraftvolles Stimmvolumen, solides Durchhaltevermögen in den Ensembles. Heinz Holecek (Homönay), Hans Kraemmer (ein hinreißend charakterisierter Conte Camero), Melanie Holliday (Arseną), Peter Drahosch (Ottokar), Ljuba Welitsch (Mirabella) und Gertrude Jahn (Czipra) runden dieses solide Ensemble. Erich Kunz ist ein mitreißender Zsupan, bei dem Komödie und Gesang noch immer perfekt zuammenstimmen. Am Pult des Volks- opemorchesters stand ein neuer Mann: Viktor Malek aus Preßburg. Ins Wiener Operettenleben wird er sich zwar erst einleben müssen. Aber das Zeug dazu hat er.

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